Steuern, lenken

By admin


Sprache ist etwas Verräterisches. In diesem Sinne kann es durchaus angezeigt sein, sich einmal nachhaltig zu ent-täuschen, danach ist man immerhin weniger getäuscht als zuvor.
Da die Täuschung tief verwurzelt zu sein scheint, graben wir etwas: Wer steuert, lenkt. Das tut der Steuermann und dem vertrauen wir besser.
Bei uns erhebt das Finanzamt Steuern. Mit denen lenkt und steuert unser väterlicher Staat. Wen oder was? Seine mündigen Bürger, uns.
Ein kurzer Blick entlarvt: Ein Unternehmen, definiert durch Grenzen auf der Landkarte, wirtschaftet. So sieht ein moderner Staat nun einmal aus.
Seine Mitwirkenden so weit zu manipulieren, daß etwas, was der Staat (das UNTERNEHMEN) weniger besteuert, als “steuerbegünstigt” kommuniziert wird – solche Kunststücke setzen Gehirnwäsche und stillschweigendes Einverständnis von Generationen schreibender Journalisten voraus.
In einfachen Worten: Öl ist eine Ware. Auf die eine Art von Öl nimmt wer-die-Macht-hat mehr Strafzoll, auf die andere weniger. Wo er etwas weniger nimmt, das nennt er “begünstigt”. Diesel hat die eine Farbe an der Tankstelle, die andere in der Schiffahrt und eine dritte im Traktor (wenn der Bauer nicht doof ist). Wenn Zöllner den Bauern erwischen mit der falschen Farbe im Mercedes, jubeln die Nachbarn und nennen das (Steuer-)Gerechtigkeit.
Wir haben tatsächlich eine Mißgunstkultur entwickelt, in der “Gerechtigkeit” das Bewußtsein ist, daß es dem Nächsten ebenso miese geht, wie einem selbst.
Diese “christliche” Grundhaltung geht gar so weit, daß die unwürdigen Schulen unserer Kinder dadurch aufrecht erhalten werden, daß es “uns selber dereinst ja auch nicht besser ging”.
Amen.
Oder?
Früher, so liest man, war doch einmal alles besser. Da gab es noch den König oder Kaiser gar. Da war die Gefühlslage noch heiler.
Das lohnt die Betrachtung: Das Elend war wohl größer, aber? Ach so! Der Machthaber berief sich auf sein Erbe und das war letztendlich dann von Gottes Gnaden.
Mit Gott hadert man besser nicht, also war das so weit in Ordnung. Man konnte aber innerlich durchaus eine differenzierte Haltung einnehmen.
Im Angesichte des Potentaten Kniefall, wenn er wegsah die eigenen Geschäfte verrichten. Keine Illusion von Gerechtigkeit, sondern klare Machtverhältnisse.
Der König/Kaiser war doch kein Freund, er war er und man selber man selber.
Mit so etwas ließ sich leben.
Ohne mit der Gefühlslage allzusehr zu hadern. Der König/Kaiser hatte seine Häscher (Polizei, Zoll, Geheimdienst) und Verwalter (adelige Beamte). In deren Gegenwart tat man so, wenn sie weg waren anders.
Viele Menschen sehnen sich zurück in die DDR, weil sie ein klares Bild bot.
Was genau ist denn so fürchterlich an der Freiheit des Westens?
Daß es keinerlei Freiheit ist und daß der Unterdrücker keinerlei Gesicht oder Namen mehr hat. In der wundervollen BRD kann man nicht mehr wider den Kaiser revoltieren oder der SED ein Schnippchen schlagen.
Wir sind’s. Das Volk.
Und wir hassen uns selber mit einer Inbrunst, daß wir dem Staat zujubeln, wenn er Rechtsbruch um Rechtsbruch begeht, um uns “Steuersünder” vorzuführen.
So, und nun fragt der kluge Leser “Was sollen wir denn machen?”. Das soll heißen, daß er Solches nicht lesen möchte, wenn nicht die Heilsbotschaft in Form einer Lösung folgt.
Die Antwort gibt es aus verschiedenen Gründen hier nicht.
Es werden weder Person noch Heilslehre geboten. – Wir müssen ohne Führer auskommen und ohne Sozialismuskontrakapitalismus-Polarisierung.
Selbst der ‘gesunde Menschenverstand’ ist ein belasteter Begriff. Wir brauchen Herz, Hirn und Augenmaß. Selber, alle, ständig.
Wir sind keine Opfer böser Umstände, wir leben in der Welt, die wir geschaffen haben oder so aufrecht erhalten.
Wer beliebt Angst vor dem Finanzamt zu haben, gibt dem Finanzamt Recht.
Nochmal Amen.

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One Response to “Steuern, lenken”

  1. Sarah Kroner

    Wenn du Interesse hast – schreib mir doch einfach!

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- all’ das ist nicht wirklich was, wenn Du nichts draus machst!
Keine Chance, was soll das nützen?
Nun, wer sich nicht wehrt, ist tatsächlich Bestandteil des Problems.
Opfer zu sein, erfordert die innere Annahme dieser Rolle.

Wer will das schon von sich?

Mag sein, daß manches "religiöse Verständnis” nahelegen soll, alles sei fromm zu ertragen;
mag aber auch sein, daß es eine kolossale Verfehlung ist, seine Kräfte nicht zu Lebzeiten für eine Verbesserung zu eigenen Gunsten und für unsere Erben eingesetzt zu haben.

Lebenssinn über Verdauung und Fortpflanzung hinaus.

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